Der Taler - eine Münze mit langer Geschichte
Joachimstaler von 1520 (hier NP), der Urvater aller Taler-Münzen
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert", ist vielen noch als tiefgründiges Sprichwort geläufig. Der Taler, früher auch Thaler geschrieben, bezeichnet eine große Silbermünze , die im 16.-19. Jahrhundert das bedeutendste Zahlungsmittel in Europa war. Die im späten Mittelalter üblichen höherwertigen Münzen waren meist aus Gold. Bald waren für das immer größer werdende Handelsvolumen die Goldförderung und Ausprägung in Münzen jedoch nicht mehr ausreichend, um den Bedarf nach weiteren Zahlungsmitteln zu decken. Die Erschließung neuer Silberbergwerke zu dieser Zeit machte Silber als weiteres Edelmetall zur Münzherstellung attraktiv. Zunächst wurden nur wenige große Silbermünzen ausgegeben, die hauptsächlich als Geschenke und zu Repräsentationszwecken dienten. Der erste große Silbermünze, die tatsächlich als Zahlungsmittel verwendet wurde, war der sächsische Guldengroschen aus Annaberg, der zwischen 1500 und 1525 geprägt wurde. Der Wert dieser Münze entsprach dem Wert des Rheinischen Guldens, der 2,5 Gramm Gold enthielt. Dieser, nach den Kopfbedeckungen der beiden Herzöge, auch Klappmützentaler genannte sächsische Guldengroschen aus Annaberg, war das Vorbild für den Joachimstaler und hatte ein Raugewicht von etwa 29,2 Gramm, so dass 8 Stück aus der rauen kölnischen Mark von ca. 233,86 Gramm geschlagen werden konnten. Aus 15-lötigem Silber (937,5/1000 Feingehalt), entsprach das einem Feingewicht von 27,3 Gramm. Man vermutet, dass von 1520 bis 1528 mehr als zwei Millionen Joachimstaler geprägt worden sind.
Klappmützentaler - Friedrich der Weise und die Herzöge Johann und Georg
Im Jahr 1510-1512 wurden im Erzgebirge in Nordostböhmen reiche Silbervorkommen entdeckt. Im Auftrag des Landesherrn Stefan Schlick wurde 1516 die Bergmannssiedlung Tal gegründet und im darauffolgenden Jahr 1517 zu Ehren des Schutzpatrons der Bergleute, St. Joachim, Joachimsthal genannt (das heutige Jáchimov in Tschechien). Die hier geprägten Münzen sind als Joachimstaler Guldengroschen bekannt, die bald nur noch Joachimstaler genannt wurden. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der Begriff noch weiter vereinfacht, und man sprach fortan nur noch vom Taler.
Taler Erzherzog Maximilian I. Deutscher Orden 1603.
Die Umschrift des in Schwäbisch Hall geprägten Prachttalers lautet: MAX(IMILIANUS) : D(EI) G(RATIA) : ARCH(IDUX) : AUSTR(IAE) : DVX - BVR(GUNDIAE) : MAG(ISTERII) : PRVSS(IAE) : ADMI(NISTRATOR). Mit Helm und Harnisch, flankiert vom Wappen Österreichs. Rückseitig Turnierreiter im Wappenkreis. 28,8 Gramm bei 41 mm Durchmesser. Beispiel für eine aufwändig gestaltete, repräsentative Münzprägung als eine Huldigung an den Münzherren. Es handelt sich hier eher um einen Schautaler als um ein Zahlungsmittel.
Sachsen-Albertinische Linie; August; 1553-1586; Taler 1569. Münzstätte: Dresden, Münzmeisterzeichen HB
Ein Reichstaler 1809 Friedrich Wilhelm III. König von Preussen
In der Reichsmünzordnung von 1524 noch als "silberne Guldiner" bezeichnet, lautete die offizielle Bezeichnung ab 1566 Talermünzen, bzw. Reichstaler. Die im 16. Jahrhundert gültige Wertgleichheit zwischen Goldgulden und dem silbernen Guldiner unterlag in der Folge zahlreichen Veränderungen. Aufgrund des knappen Goldangebotes bei gleichzeitiger Erschließung neuer Silberbervorkommen wurde Gold in Relation zu Silber teuerer. Das Gewicht der Talermünzen, sowie der Feingehalt unterlag so während über 400 Jahren einer ständigen Veränderung.
Ein Speciestaler 1813 Friedrich Günther Fürst zu Schwarzburg Rudolstadt
Der Speciestaler, meist Speciesthaler geschrieben, war ein im 17. bis zum 19. Jahrhundert verbreitete Silber-Taler. Hier als Conventionsmünze nach dem 20-Gulden-Fuß der Münzkonvention von 1753. Er wurde zu 10 Stück aus der feinen Kölner Mark zu 233 g Silber ausgeprägt, daher die Bezeichnung „X EINE FEINE MARK“.
Ein Kronentaler Joseph II. 1787
Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg standen die südlichen Niederlande, zu denen auch die Gebiete des heutigen Belgien und Luxemburg gehörten, seit 1713 unter österreichischer Regentschaft. Die bis dahin in Umlauf gewesenen Brabanter Dukaten wurden ab 1755 durch den Kronentaler ersetzt, der bei einem Gewicht von 29,5 Gramm 25,7 g reines Silber enthielt (873/1000) . Die auch als Viertel oder Halbe Taler ausgeprägten Münzen erhielten ihren Namen durch die auffällige Gestaltung. Die Rückseite zeigte ein burgundisches Andreaskreuz mit 4 oder 3 Kronen und den Orden vom Goldenen Vlies. Bis 1779 zeigte die Vorderseite der Münze einen Reichsadler mit Wappen, ab 1781 ein Porträt des Regenten. Kronentaler wurden durch Maria Theresia, Franz I.,Joseph II., Leopold II., Franz II., sowie mit geändertem Gewicht und Silbergehalt auch von den süddeutschen Fürsten geprägt.
Johann und Amalie König und Königin von Sachsen Vereinsdoppeltaler zur goldenen Hochzeit 1872
Der letzte in Deutschland geprägte Taler hat einen Durchmesser von 41 mm und wiegt 37 gr.
Auch der Name der weltweit bekanntesten Währung, der Dollar rührt etymologisch vom Taler her. In England hieß der Taler Daller, wurde dann zum Dallar und schließlich Dollar. Bevor die Vereinigten Staaten mit dem Silberdollar (27 gr/24,1 gr. fein) ihr eigenes Geldsystem einführten, war der spanische Dollar, der Peso de ocho, auch Piaster genannt, im Umlauf, der vom Gewicht dem deutschen Taler entsprach. In anderen Sprachen hieß der Taler: Niederländisch Daalder, skandinavisch Daler, italienisch Tallero und polnisch Talar.
Weitere bekannte Talertypen sind der Madonnentaler, Konventionstaler und Vereinstaler, während Siegestaler und Friedenstaler, besonders bekannt in Ausgaben von 1871 nach Ende eines Krieges herausgegeben wurden, wie Krönungstaler zur Inthronisation von Regenten. Schützentaler sind vor allem aus der Schweiz bekannt, wo sie von 1842 bis 1885 anlässlich der Eidgenössischen Schützenfeste herausgegeben wurden, doch auch zu den deutschen Bundesschiessen im 19. Jahrhundert wurden auf Gulden und Goldtaler lautende Schützentaler geprägt. Bergbau- und Ausbeutetaler wurden häufig aus den lokal geförderten Edelmetallen geprägt. Als Geschichtstaler sind besonders die Prägungen von König Ludwig I. von Bayern (1825-1848) und seinem Sohn, König Maximilian II. (1848-1864) bekannt, die an bedeutende historische und kulturelle Ereignisse zwischen 1825 und 1856 erinnern. Überregionale Bekanntheit erlangten auch die neuzeitlichen Mindener Geschichtstaler. Der Taler mit der größten Verbreitung und dem auch heute noch größten Bekanntheitsgrad ist der Maria-Theresia-Taler, der bis heute mit gleichem Datum 1780 fortgeprägt wird.
Wenn Sie sich für deutsche Taler interessieren, empfehlen wir folgende weiterführende Literatur:
- Tristan Weber: Die sächsische Münzprägung von 1500 bis 1571. Eine quantitative Studie. Front Cover. Gietl Verlag 2010.
- Helmut Kahnt: Deutsche Silbermünzen 1800 - 1872. vom Halbtaler zum Doppeltaler. Battenberg Gietl Verlag 2008.
- Helmut Caspar: Vom Taler zum Euro. Die Berliner, ihr Geld und ihre Münze. Berlin Story 2006.
- John S. Davenport: German Talers 1500-1600. P. N. Schulten, Frankfurt, 1974.
- Jürg Richter: Die Schützentaler und Schützenmedaillen der Schweiz. Regenstauf 2005.
- Gernot Schnee: Sächsische Taler 1500-1800. Frankfurt am Main 1982.
- Norbert Thun: Deutsche Taler, Doppelgulden, Doppeltaler von 1800-1871. Frankfurter Numismatik 1979.
- Christian A. Kohl/Udo Becker: Sächsische Guldengroschen 1500-1525 – Variantenkatalog der Klappmützentaler. Freiberger Münzfreunde e.V., Freiberg 2020.
- Wolfgang Hess/Dietrich Klose: Vom Taler zum Dollar 1486-1986. Staatliche Münzsammlung. München 1986.
Wenn Sie eine Talersammlung verkaufen möchten: