Notgeldscheine, Serienscheine und Notgeldmünzen
Notgeld, Notgeldscheine und Notmünzen war eine Art von Geld, das von 1914 bis 1924 in Deutschland und Österreich aufgrund von Krise, Kleingeldmangel und Hyperinflation in Umlauf gebracht wurde. Da das Geld nicht von der Zentralbank ausgegeben wurde, war das Notgeld kein gesetzliches Zahlungsmittel, war jedoch im jeweiligen Verbreitungsgebiet als allgemeines Zahlungsmittel anerkannt. Meist von Gemeinden oder privaten Unternehmen herausgegeben, diente es dazu, die wachsende Nachfrage nach kleinen Geldbeträgen zu befriedigen, die durch den schnellen Wertverlust der Papiermark entstanden war. Insbesondere das Kleingeld der Kaiserzeit aus Silber wurde angesichts des Wertverlustes von Papiergeld zur Wertaufbewahrung gehortet.
Stoffnotgeld der Stadt-Sparkasse Bielefeld
Eine besondere Art von Notgeld waren die Notgeldscheine. Diese auch Serienscheine genannten Sätze hatten meist einen thematischen Lokalbezug und waren oft von namhaften Künstlern sehr kreativ mit schönen Illustrationen und Grafiken z. B. als Scherenschnitte oder in mehrfarbigem Druck gestaltet und wurden in speziellen Tüten verkauft. Diese in Sätzen herausgegebenen Notgeldscheine wurden schon kurz nach der Herausgabe als Sammlerstücke betrachtet und entwickelten sich sogar zu Spekulationsobjekten.
Notgeld Serienschein der Stadt Münster. Sogenanntes Wiedertäufer-Notgeld hier mit dem Bildnis von Jan van Leiden. Entworfen vom Paderborner Graphiker Josef Dominicus (1885–1973).
Viele Notgeldscheine aus dieser Zeit tragen die Aufschriften "Notgeld" oder "Inflationsgeld" und wurden in kleinen Stückelungen von 5 Pfennig bis zu einer Mark, andere wieder über 1 oder mehrere Million bis hin zu Billionen Mark ausgegeben, wie das 1-Billion-Mark-Stück der Provinz Westfalen von 1923, die Münze mit dem höchsten Nennwert der Inflationszeit. Notgeldscheine wurden in der Regel aus Papier gedruckt und hatten eine vorübergehende Gültigkeit. Einige Notgeldscheine wurden auch aus Materialien wie Leinwand, Leder oder sogar Metall gefertigt, die heute besondere Aufmerksamkeit der Sammler genießen. Zu diesen Besonderheiten gehört auch das sächsische Notgeld aus Meissener Porzellan.
Sächsisches Notgeld aus Meissen Porzellan 10 Pfennig 1921
Ähnlich wie bei den 0-Euro-Scheinen, die heute als Souvenir verkauft und gesammelt werden, entdeckten immer mehr Städte und Unternehmen die Notgeldscheine als Werbeträger und begannen lokale Sehenswürdigkeiten, lokale Helden und historische Ereignisse und stadtgeschichtliche Motive auf den Scheinen darzustellen. Von den zirka 100000 verschiedenen Notgeldscheinen, die von 1914 bis 1924 herausgegeben wurden, entfallen jedoch nur knapp 10000 auf diese sogenannten Serienscheine, die vor allem für Sammler produziert wurden.
Wenn Sie sich für Notgeld interessieren, empfehlen wir folgende weiterführende Literatur:
- Hans-Ludwig Grabowski, Manfred Mehl: Deutsches Notgeld, Band 1+2: Deutsche Serienscheine 1918 - 1922. Battenberg Gietl. 2009.
- Manfred Müller: Deutsches Notgeld: Die Notgeldscheine der deutschen Inflation. Battenberg Gietl Verlag. 2010.
- Anton Geiger: Deutsches Notgeld: Das deutsche Großnotgeld von 1918 bis 1921. Katalog aller Notgeldscheine im Nennwert von 1 bis 100 Mark.
- Hans-Jürg Alfred Dießner: Das deutsche Notgeld von 1914/1915.
- Dirk Schindelbeck: Notgeld - Zu schön, es auszugeben. Jonas Verlag, Weimar 2021.
- Hans-Volkmar Gaitzsch: Der Harz im Spiegel des Notgeldes von 1917. Eudora Verlag 2019.
- Hans Otto Eglau: Mehr Schein als Sein. Deutsches Notgeld 1914-1923. Dodos Verlag Düsseldorf.
- Hans-Ludwig Grabowski: Die deutschen Banknoten ab 1871. Battenberg Gietl Verlag. 2020.
- Prange, Gustav: Das deutsche Kriegsnotgeld. Eine kulturgeschichtliche Beschreibung. 1921/22. Nachdruck 1996.
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